Pflanzenschutz und Falknerei - Biologische Krähenvergrämung in der Oberrheinebene

 
Seit 1988 übe ich die Rabenkrähenbeize mit Wanderfalken in der Nähe von Freiburg im Breisgau aus. In der Oberrheinebene südwestlich von Freiburg befindet sich das größte Saatmaisanbaugebiet Deutschlands. Das Klima der Oberrheinebene macht es möglich, dass hier die Saat (kein Genmais!) für das gesamte Rhein-Main Gebiet gezüchtet wird.
Schon in den 60iger Jahren gab es am Oberrhein ein erstes Saatkrähenvorkommen, deren Population seit Ende der 80iger Jahre exponentiell anwächst und viele kleine und mittlere Kolonien aufweist. Mittlerweile bleiben einige Saatkrähen das ganze Jahr über in diesem Gebiet. Zum Frühjahr kommt dann noch eine große Anzahl von Brutvögeln dazu.
In den letzten Jahren haben die Schäden im Mais durch Saatkrähen stark zugenommen, einige Landwirte meldeten Totalausfälle beim Saatmais. Normalerweise wird die Saat mit Mesurol behandelt, welches Fraßschäden verhindern soll. Beim Saatmais allerdings kann nur die weibliche Saat damit behandelt werden, die männliche Saat ist zu empfindlich. Dadurch ist der männliche Keim durch die Krähen sehr gefährdet. Ziehen die Saatkrähen nun eine Reihe männlicher Keimlinge, ist die Befruchtung der weiblichen Pflanzen gefährdet. Ein Nachsäen ist nicht möglich, da dann die Entwicklung von männlichen und weiblichen Keimlingen zu weit auseinander liegt und keine Befruchtung stattfinden kann. Die Maispflanze ist mindestens bis zum Dreiblattstadium durch die Krähen gefährdet.

 

Schäden in SaatmaisSchäden in Saatmais


Im Jahr 2006 wurde ich von den Maisbauern gefragt, ob es möglich ist mit falknerischen Methoden die Schäden durch Saatkrähen zu minimieren. Die bisher durchgeführten Vergrämungsversuche u.a. mit toten Krähen, Ballon, Schreckschuss und Plastikmodell eines Greifvogels zeigten nicht den erhofften Erfolg. Durch die Erfahrungen bei der Rabenkrähenbeize wusste ich, dass es durch intensive
Bejagung möglich ist, Krähen für eine gewisse Zeit von Flächen zu vergrämen.

Bekanntlich ist die Saatkrähe eine geschützte Art und darf weder gefangen noch getötet werden. In den letzten Jahren wurden von der oberen Naturschutzbehörde zur Abwendung erheblicher landwirtschaftlicher Schäden Ausnahmegenehmigungen zum Abschuss einzelner Saatkrähen erteilt, wovon auch zuhnehmend Gebrauch gemacht wurde.
Allerdings zeigte sich in der Praxis,daß diese Methode nur bedingt erfolgreich ist. Die Krähen erkennen nach kurzer Zeit den Schützen und sein Auto und lassen ihn nicht mehr auf Schussweite heran. Aufwand und Erfolg stehen in keinem Verhältnis.

Meine Motivation sich diesem Krähenproblem anzunehmen, bestand einmal darin zu versuchen mit falknerischen Methoden Pflanzenschutz zu betreiben, zum anderen war der Reiz einen Falken auf Saatkrähen zu fliegen in einem Gelände, das hohe Flüge erlaubt, sehr groß.

Um die rechtliche Situation abzuklären und weitere Details zu erörtern, wurde im Sommer 2006 ein Termin bei der oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Freiburg mit allen Beteiligten vereinbart. Bei diesem Termin waren die Maisbauern, Vertreter des Maiswerk Heitersheim, die Jägervereinigung Freiburg, der Referatsleiter und die Sachbearbeiter der zuständigen Behörde sowie die Falkner anwesend. Zu diesem Termin habe ich einen kurzen selbstgedrehten Film über die Krähenbeize mit Wanderfalke und Habicht sowie ein Konzept zur Saatkrähenvergrämung vorgestellt.

Das Gespräch verlief sehr positiv und am Ende war man sich einig mein Konzept umzusetzen. Die Behörde erteilte den drei Falknern eine Ausnahmegenehmigung, um mit Falke und Habicht Saatkrähen auf der insgesamt 2000 ha großen Fläche letal zu vergrämen, d.h. mit falknerischen Methoden einzelne Krähen zu fangen und zu töten. Diese Fläche wird von ca. 1000 Saatkrähenbrutpaaren und einer großen Anzahl von nicht brütenden Jugendschwärmen als Nahrungsquelle genutzt. Rabenkrähen kommen natürlich auch vor, sie sind ebenfalls Gegenstand der Ausnahmegenehmigung.

Die Genehmigung der Jagdpächter musste von den Falknern eingeholt werden, sie wurden angeschrieben und zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Ebenso wurden die Landwirte bei einer Informationsveranstaltung über das Konzept und die Vorgehensweise aufgeklärt. Anhand von Kartenmaterial wurden die einzelnen Kulturen gekennzeichnet und Saattermine festgehalten. Von Falknerseite wurde erklärt, wo der Einsatz der Beizvögel möglich ist bzw. durch Gelände oder Gefahren kein Einsatz möglich ist. Von einigen Pächtern wurde wegen der Sorge um die letzten Rebhühner und Fasane kein Begehungsrecht erteilt. So wurden aus den 2000 ha nur ca.1500 ha Saatmaisfläche.


Letale Vergrämung

An Beizvögeln standen uns bis dahin ein sehr erfolgreicher Habichtsterzel von Siegfried Sturm und unser Wanderfalkenweib zur Verfügung. Beide vom 3. Flug und bisher ausschließlich auf Rabenkrähen geflogen. Mein Konzept sah vor, einen jungen Wanderfalken für diese neue Aufgabe anzuschaffen und auszubilden. Ich wollte es mit einem Wanderfalkenterzel versuchen, weil er für Fasane zu schwach ist, aber die sich kaum wehrenden Saatkrähen am Boden noch halten kann. Außerdem hielt ich einen Terzel für wendiger als ein Weib und auch die Mauser beim Terzel wäre für einen Einsatz bis Juni geeigneter. Inwieweit das Jagdverhalten eines Terzels, der zu dieser Zeit (April-Juni) normalerweise das Weib und den Nachwuchs versorgt sich positiv auswirkt, konnte ich nur vermuten.

 

Der Habichtsterzel

Der Habichtsterzel

  Das Wanderfalkenweib auf geschlagener Rabenkrähe

Das Wanderfalkenweib auf geschlagener Rabenkrähe


Nachdem alle nötigen Vorarbeiten erledigt und die Genehmigungen erteilt waren, haben wir im Herbst 2006 erste Versuche mit Habichtsterzel und Wanderfalkenweib unternommen. Es zeigte sich bald, dass der Habicht keine Schwierigkeiten mit den Saatkrähen hatte. Es schien so, als ließen sich die Saatkrähen sogar einfacher fangen als die Rabenkrähen. Beim Wanderfalkenweib dauerte es eine Weile, bis diese lernte bei reinen Saatkrähenschwärmen nachzusteigen und sie entweder im hohen Flug zu binden oder sie in eine Deckung herunter zu bringen. Allerdings ließen sich die Saatkrähen an der Deckung viel schwieriger heben als Rabenkrähen. Auch das extrem synchrone Schwarmverhalten machte die Sache nicht leichter. Wenn gemischte Schwärme von Saat-und Rabenkrähen auftraten, fing der Falke meistens eine Rabenkrähe, weil diese die Deckung viel früher annahmen als die Saatkrähen. Als Rabenkrähenfalke hatte sie es ja auch so gelernt.
Ganz wichtig bei den Saatkrähen war es, auf den Wind zu achten und den Falken möglichst über Wind an die Krähen zu bringen, um ein weites Abdriften der Jagd zu verhindern. Trotzdem ging so mancher Flug gefährlich weit. Es wurde deutlich, dass es sinnvoll sein kann einen Falken speziell auf Saatkrähen einzujagen.

Im Dezember 2006 bekam ich einen Terzel aus dem gleichen Jahr. Dieser Falke wurde von Dr. Rainer Hussong gezüchtet und war noch roh, als ich ihn abholte. Mit einem Jagdgewicht von ca.560 Gramm war "Franzl" sicherlich nicht der Stärkste und mir kamen plötzlich doch Zweifel, ob das mit den Saatkrähen gelingen würde.
Von Anfang an benutzte ich als Federspiel eine Art Dummy, der die Größe und das Gewicht einer Saatkrähe hatte. So wurde der Terzel mit einem Angelfederspiel an dieser Attrappe trainiert und kam damit gut zurecht.

Um eine gewisse Kontrolle über die Jagdflüge zu haben, entschloss ich mich, die ersten Versuche auf Saatkrähen in Habichtsmanier zu machen. Ich fuhr mit dem Auto so nah wie möglich an die Krähen heran und ließ den Falken starten. Es dauerte nicht lange, bis "Franzl" seine erste Saatkrähe fing und hielt. Dabei konnte ich auch beobachten, dass er keine Probleme beim Halten der Krähe am Boden hatte. Mit der Zeit wurden dieJagdflüge immer falkenähnlicher und der Terzel fing an, den Saatkrähen nachzusteigen.

Offensichtlich stieg der Terzel viel schneller als das große Weib und konnte dadurch eine Krähe vom Schwarm trennen und diese nach kurzer Verfolgung in großer Höhe binden. Es kam auch vor, dass er sich an Rabenkrähen versuchte. Doch diese Aktionen endeten damit, dass der Terzel von der Krähe am Boden ablassen musste, weil sie sich sehr erfolgreich wehrte. Mein Bedenken, dass der Falke nach so einem Erlebnis keine Krähen mehr anschauen würde, bestätigte sich nicht. Beim nächsten Flug schlug er gleich wieder eine Saatkrähe. Überhaupt zeigte dieser Terzel einen sehr ausgeprägten Willen zum Jagen.

 

Schwarmverhalten

Schwarmverhalten

 

Der Wanderfalkenterzel

Der Wanderfalkenterzel


Der Terzel wurde nach jedem erfolgreichen Flug voll aufgeatzt. Im Durchschnitt war jeder dritte bis vierte Jagdflug erfolgreich. Als "Franzl" eingejagt war, konnten wir im April 2007 mit der letalen Vergrämung von Saatkrähen auf Saatmaiskulturen mit einem Habicht und zwei Wanderfalken beginnen.
Es war geplant, weit vor dem Aussaattermin zu beginnen, damit zur Aussaat schon ein gewisser Schutz besteht. Das Gebiet wurde unter den Gesichtspunkten "Habichtchance" oder "Falkenchance" eingeteilt. Es gab aber auch Bereiche, die für Jagdflüge ungeeignet waren. An diesen Stellen wurde mit nicht letalen Methoden vergrämt, die jedoch mein "Betriebsgeheimnis" sind und nur in Kombination mit der Präsenz der Beizvögel in diesem Gebiet wirken.
Das Konzept sah vor, möglichst jeden Tag mit wechselnden Zeiten die Saatmaisflächen auf Krähen zu kontrollieren und mit Jagdflügen zu vergrämen. Sehr hilfreich war es, das Gebiet und die Krähenbewegungen darin im Vorfeld zu beobachten sowie Kolonien und Passagen zu den Nahrungsquellen zu kennen. Besonderes Interesse galt den Jugendschwärmen von unverpaarten Jungkrähen, von denen auch die größten Schäden verursacht werden. Im Übrigen gilt die naturschutzrechtliche Genehmigung für das ganze Jahr, und die Schäden entstehen hauptsächlich zur Brutzeit. Während die brütenden Krähen ständig zwischen Kolonie und Nahrungsquelle hin und herfliegen, sind die Jugendschwärme in kleineren Trupps längere Zeit an einem Ort.

Das Ziel der Vergrämung war, nicht so viel Beute wie möglich zu machen, sondern es sollte ein Effekt erzielt werden, der allerdings stark von erfolgreichen Jagdflügen der Beizvögel abhängt. Diesen Effekt kennt wohl jeder Krähenfalkner. Wenn Beute gemacht wurde und die typischen Reste vor Ort bleiben, meiden die Krähen diesen Ort bis zu mehreren Tagen. Natürlich ist das abhängig vom Nahrungsangebot. Wenn hochwertige Nahrung zu finden ist, werden die Krähen bald wiederkehren. Allerdings haben auch ernsthafte erfolglose Jagdflüge eine gewisse Wirkung. Mit Erfahrung kann der Falkner die Chance unter Umständen so gestalten, dass der Beizvogel ernsthaft aber nicht immer erfolgreich jagt. So lässt sich ein Druck aufbauen, dem die Krähen früher oder später ausweichen. Die Häufigkeit der Jagdflüge und deren zeitliche Variation mit wechselnden Fahrzeugen und die unterschiedlichen Beizvögel (Habicht und Wanderfalke) machten die richtige Mischung. Die Krähen werden durch die viel häufiger erfolgreichen Jagdflüge des Habichts die Randgebiete der Kulturen verlassen und mehr mittlere Bereiche anfliegen. Dies wiederum ist ist ideal für Flüge mit dem Falken.

Um es nochmals zu sagen, das Konzept basiert auf dem Effekt, der durch die natürlichen Beutegreifer (Habicht, Wanderfalke) der Krähen entsteht. Die Qualität dieser Vergrämung hat ein wesentlich höheres Niveau, als z.B. aufgehängte tote Krähen oder andere optische und akustische Vergrämungsmethoden. Optisch/akustische Vergrämungsmethoden sind häufig permanent vorhanden, dadurch ist die Möglichkeit einer Gewöhnung groß. Die Krähen lernen, dass keine Gefahr vorhanden ist und ignorieren es früher oder später. Ein Krähenschwarm kann sicherlich mit der Konfrontation von wilden Habichten und Wanderfalken umgehen, auch wenn diese ab und zu erfolgreich sind. Eine tägliche Konfrontation, so wie sie bei der letalen Vergrämung stattfindet, ist auf die Dauer jedoch eine zu große Störung und wird die Konsequenz haben, dass die Krähen die vergrämten Flächen zeitweise völlig meiden werden.

 

Der Terzel steigt den Krähen nachDer Terzel steigt den Krähen nach


Resümee

Unsere Vergrämungseinsätze mit dem Habichtsterzel und dem Wanderfalkenweib haben wir bis Anfang Mai durchgeführt. Dann wurden die zwei Vögel zur Mauser abgestellt, weil ein weiterer Einsatz unter Umständen die Mauser verzögert hätte. Der Wanderfalkenterzel wurde bis Anfang Juni weiter eingesetzt, wobei der Mais schon ab Ende Mai nicht mehr gefährdet war. Insgesamt wurden bei den Vergrämungsaktionen 77 Krähen gebeizt. Davon waren 66 Saatkrähen und 11 Rabenkrähen, wobei hauptsächlich einjährige unverpaarte oder Jungvögel vom selben Jahr zur Strecke kamen. Entgegen der Bedenken der Jagdpächter wurde kein einziger Fasan geschweige denn ein Rebhuhn gebeizt.

Die Gebiete, für die die Pächter keinen Begehungsschein ausgestellt hatten, dienten uns als Referenzgebiete im Vergleich zu den "vergrämten Flächen". Nach Aussage der Landwirte traten auf den Flächen wo wir tätig waren, so gut wie keine Schäden durch Saatkrähen auf. Auf den Referenzflächen allerdings waren geringe bis mittlere Schäden zu verzeichnen. Insgesamt wurde unsere Vergrämung von Seiten der Landwirte als auch von Behördenseite als erfolgreich eingestuft. Für uns war es eine Bestätigung, dass unser Konzept richtig war. Klar war aber auch, dass der Aufwand sehr groß ist und diese Art der Vergrämungen nur professionell durchgeführt werden können. Zum nächsten Jahr wurde die Vergrämung den Maisbauern dann als Dienstleistung angeboten. Leider gab es von den Landwirten kein Konzept zur Finanzierung einer solchen Leistung. Damit fand dieses Projekt bis auf weiteres ein Ende.


Wenn ich ein rein falknerisches Resümee ziehen würde, gäbe es einige Punkte, die den doch sehr großen Aufwand gelohnt haben. Sehr interessant war es festzustellen, wie verschieden das Verhalten der Saatkrähen gegenüber den Rabenkrähen ist. Allein das Schwarmverhalten der Saatkrähen, das sozusagen bis zur Perfektion ausgebildet ist, fordert vom Beizvogel Taktiken, die er bei der Rabenkrähenbeize gar nicht benötigt.


Schaffte es "Franzl" nicht gleich am Anfang eines Fluges ein Individuum abzusondern, formierte sich der Schwarm sofort und stieg in einer Art Blase, die je nach Position des Falken eher locker oder sehr dicht war. Wenn Deckung in der Nähe war und der Falke ungefähr auf Höhe der Krähen gestiegen war, konnte es sein, dass die Krähen wie Steine dort einfielen. Bestand die Deckung aus einem kleinen Wäldchen, wurde die Deckung in der Form angenommen, dass die Krähen im Schwarm ganz dicht darüber hin und her schaukelten.
Nie sind sie in größere Deckungen eingetaucht. Bevorzugt nahmen die Saatkrähen einzelne Bäume oder auch kleines Gestrüpp am Boden an. Bei letzterem konnten sie gut wieder auf die Schwingen gebracht werden. Nahmen die Krähen keine Deckung an, war die Voraussetzung zu sogenannten hohen Flügen gegeben. Bei relativer Windstille stieg der Falke den Krähen nach. Hatte er den Schwarm erreicht, reagierte dieser mit Ausweichmanövern, wobei einige Saatkrähen vom Randbereich plötzlich außerhalb des schützenden Schwarmes waren. Der Falke versuchte diese Krähen vom Schwarm noch weiter abzutrennen und sie dann in einem Verfolgungsflug zu binden. Diese hohen Flüge waren sicher die spektakulärsten, allerdings nicht die Regel.
Oft waren die Flüge des Terzels relativ kurz. Schnell war er an den am Boden sitzenden Krähen dran und konnte gleich eine Krähe absondern und schlagen. Diese Methode war bei manchen Geländegegebenheiten geradezu notwendig. Nie habe ich erlebt, dass der Terzel am Boden noch einen Kampf mit der Krähe hatte. Auch der restliche Schwarm hat niemals versucht der geschlagenen Krähe zu helfen, so wie man es bei Rabenkrähen häufig erlebt.

 

Wanderfalkenterzel mit juveniler Saatkrähe

Wanderfalkenterzel mit juveniler Saatkrähe


Wenn es sich aber um einen gemischten Schwarm von Saat-und Rabenkrähen handelte, waren die Rabenkrähen nicht abgeneigt zu helfen, dann hieß es für mich, die Beine in die Hand zu nehmen. Was die Rabenkrähen betrifft gab es noch ein Problem, wenn ein Einsatz in der Nähe eines Brutpaares stattfand. Sobald der Terzel seine Jagd aufgenommen hatte, wurde diese massiv von den Rabenkrähen gestört und der Terzel direkt angegangen. Das hatte zur Folge, dass der Terzel floh oder verärgert aufgab. Es war immer besser vorher abzuklären, ob ein Brutpaar in der Nähe war.


Einen Terzel auf Saatkrähen zu fliegen, hatte sich aber trotzdem als richtig erwiesen. Es zeigte sich deutlich, dass der Terzel wesentlich schneller und wendiger als das Weib war und dadurch die Flüge nicht zu weit gingen. Ich kann sagen, dass die Jagdflüge dieses doch recht kleinen aber ungemein jagdlustigen Terzels für mich falknerische Höhepunkte waren. Diese Erlebnisse ließen oft Mühe und Aufwand in den Hintergrund verschwinden.


Auch die Ausübung der Beizjagd bis Juni war eine neue Erfahrung. Das Gewicht musste den wärmeren Temperaturen angepasst werden. Jetzt wurde immer eine Blumenspritze mitgeführt, um dem Vogel bei manchmal 30 Grad Wärme die nötige Abkühlung zu verschaffen. Rein tageszeitlich gesehen waren die Möglichkeiten viel größer als zur normalen Jagdsaison im Herbst und Winter, wenn es um 16 Uhr schon dunkel wird.


Hinsichtlich der Mauser des Terzels ist anzumerken, dass er normal anfing zu mausern, allerdings erst im Dezember durch war und auch jetzt im 3. Flug noch Kleingefieder vom Jugendkleid aufweist.

 

Der sehr erfolgreiche Habichtsterzel

Der sehr erfolgreiche Habichtsterzel


2009 habe ich mich mit dieser Dienstleistung selbständig gemacht und biete letale Vergrämung für Biomais und andere Sonderkulturen (z.B. Erdbeeren) an. Die Ausnahmegenehmigung wird mittlerweile von der oberen Naturschutzbehörde für mehrere Jahre erteilt. Auflage ist es, nach jeder Saison einen Bericht an die Behörde zu schicken. Übrigens begrüßt es die Behörde ausdrücklich, dass diese Dienstleistung angeboten wird und empfiehlt sie den Landwirten.


Ich hoffe, dass durch diesen Bericht andere Falkner motiviert werden Ähnliches zu versuchen. Mir ist natürlich bewusst, dass so ein Vorhaben viel Zeit und Engagement voraussetzt. Die Gespräche und Verhandlungen mit Behörden und Jagdpächtern sind manchmal schwierig und langwierig. Nicht selten trifft man bei den Beteiligten auf großes Unwissen oder auf völlig unrealistische Vorstellungen. Meistens erfährt man aber eine große Begeisterung für diese Idee. Vielleicht ist es möglich, dass die Falknerei sich im Pflanzenschutz weiter etabliert, so wie es im Bereich Flugsicherheit auf Flugplätzen schon geschehen ist.
In den 50iger Jahren wurde die Vergrämung von Saatkrähen mit Wanderfalken zum Schutz der Maiskulturen in Ungarn sehr erfolgreich angewendet und nur wegen der dramatisch abnehmenden Wanderfalken Population eingestellt. In den USA und Kanada gibt es schon seit einigen Jahren sehr professionelle Unternehmen die in diesem Bereich tätig sind.

 

Mitarbeiter vor erfolgreich geschütztem Maisfeld

Mitarbeiter vor erfolgreich geschütztem Maisfeld


Wir als praktische Falkner haben das Wissen und die Möglichkeiten natürliche Alternativen zu bieten, gerade in einer Zeit, in der biologische Problemlösungen gesucht werden. Es schadet uns nicht, wenn Menschen den Begriff "Falknerei" nicht nur mit einem Event vor historischer Kulisse assoziieren.



Niels Meyer-Först

 

Feierabend

Feierabend

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