Добро пожаловать в Россию! Willkommen in Russland!

Добро пожаловать в Россию! Willkommen in Russland!

 

Durch einen Besuch von Freunden in Moskau hatte ich durch eine liebe Falknerin, die ich bis dato nur per E-mail Kontakt kannte, die Möglichkeit, zwei Tage in der Umgebung von Moskau beizen zu gehen. Leider war es genau in dieser einen Woche im Juli sehr heiß, so hatten wir tagsüber über 33 Grad. Die Wahl der geeigneten Stunden zum Beizen fiel daher recht leicht und so verabredete ich mich mit Natalia um 4 Uhr morgens.

Sie war pünktlich und holte mich mit ihrem Lada Niva ab. Ihr Sperber saß verhaubt auf einer kleinen Reck im Kofferraumbereich, der Hund in der Transportkiste daneben. Als kleines Willkommensgeschenk hatte sie mir eine Haube für einen Habicht angefertigt - wirklich tolle Arbeit! Ich hingegen hatte ihr eine kleine Studie ihres Sperbers angefertigt, worüber sie sich sehr freute. [Anmerkung Redaktion: Julia Kramer malt in ihrer Freizeit] Wir fuhren los in ein Gebiet ca. 70 km von Moskau entfernt. Leider war während der Fahrt Reden aufgrund des lauten Motors fast nicht möglich. Nachdem wir nach einer Autobahnabfahrt auf gut Deutsch gesagt irgendwo durch die Pampa fuhren, über Wege, die ich mit einem normalen Geländewagen nicht befahren würde, erreichten wir unser Ziel. Weite Wiesen und Felder, in der Ferne ein Waldstück. Der Bewuchs war hoch, es war noch sehr frisch und die Wiesen nass vom Morgentau.  Die Sonne ging langsam auf und tauchte alles in ein wunderschönes Rot-Pink. Die Stimmung war gigantisch.

 

 

Nachdem Natalia ihr schönes Sperberweib nochmals gewogen hatte, welches 224 Gramm auf die Waage brachte, und das notwendige Equipment angebracht war, gingen wir los. Ihr Hund arbeitete unermüdlich und schon nach wenigen Metern war unsere Kleidung recht nass. Die Felder waren sehr abwechslungsreich, von dicht bewachsenem hohem Gras, durchzogen von Kornblumen und vielen verschiedenen Distelarten und anderen Blumen und Gräsern bis hin zu Rüben und kleinen Maisfeldern war alles vorhanden. Nach anderthalb Stunden brachen wir die Suche in diesem Gebiet ab, heute wollte sich kein Rebhuhn zeigen.

 

Wir fuhren einige Kilometer weiter. Die Landschaft hier war komplett das Gegenteil. Trockene Felder, tausende Kornblumen, Rohrkolben, Springkraut und unglaublich viele wilde Heidelbeeren, Erdbeeren und kleine Birkengehölze sowie ein angrenzender Mischwald prägten die Umgebung. Natalia sagte, es gäbe hier sogar Elche, was ich angesichts der menschenleeren Weite sofort glaubte. Beim Laufen und während der Fahrt konnte ich schon viele Kornweihen erblicken. Welch wunderschöner Greifvogel!

Wieder ging es weiter durch hohes Gras. Der Hund arbeitete weiterhin sehr eifrig – in der Ferne machte er einen Birkhahn hoch! Wir erfreuten uns an dem Anblick und gingen weiter. Als wir schon fast wieder den Rückweg antreten wollten, stand der Hund plötzlich vor. Natalia machte sich wenig Hoffnung, doch da- wie ein Pfeil schoss der Sperber von der Faust und hatte in Windeseile eine Wachtel geschlagen. Das erste Stück Wild und somit der erste Jagdflug diese Saison!

 

 

Nachdem das Weib aufgeatzt war, machten wir uns auf den Heimweg und verabredeten uns für den kommenden Samstag.

Wieder ging es um 4 Uhr morgens los. Wir erreichten nach knapp anderthalb Stunden die Gegend um den Flughafen Domodedovo. Diesmal waren auch Falknerfreunde von Natalia dabei. Heute sollte es mit einem jungen Gerterzel, einem Rotnackenshahin, einem Wanderweib und ihrem Sperber sowie einem noch nicht fertig eingeflogenen Habicht rausgehen. Letzterer wurde lediglich zu Abtragezwecken mitgenommen. Die Falkner begrüßten mich alle sehr herzlich und wir plauderten viel über den doch traurigen Rückgang an Niederwild in Deutschland. Die politische Situation, in der wir uns derzeit befinden, spielte absolut keine Rolle. 

 

Noch bevor wir losgingen, wurde ich gefragt, ob ich nicht das Wanderweib tragen könnte. Gesagt, getan und wir machten uns auf den Weg. Hier zeigte sich wie schon dienstags wieder eine traumhafte Morgenstimmung. Bald schon standen die Hunde vor, der Gerterzel startete und stieg schnell hoch.  Auf geeigneter Höhe angekommen bekamen die Hunde ein Zeichen und eine Kette Birkhühner ging hoch. Mit schnellem Schwingenschlag hatte der Ger bald ein Huhn eingeholt, schlug es an, war allerdings noch zu unerfahren, um es richtig zu binden. Außer ein paar Federn bekam er nichts zu greifen. Schade! Wir gingen weiter, in der Ferne ging eine große Kette Rebhühner hoch. Ich war begeistert von diesem Wildreichtum. Schon auf der Hinfahrt entdeckte ich am Feldrand Wachtelkönige und erneut viele Weihen.

 

Obwohl alle Vögel einen Flug hatten, war uns das Jagdglück nicht wirklich hold aber die eindrucksvolle Natur und einige spektakuläre Flüge entschädigten uns reichlich dafür. Es ist noch Zeit, die Saison hat gerade erst angefangen und für die ersten Jagdflüge der zwei jungen Falken (Gerterzel und Rotnackenshahin) war dies eine starke Leistung. Insgesamt konnte ich über 40 Rebhühner zählen, einen Anblick, den man in Deutschland wohl nicht mehr hat. Zudem konnte ich viele Birkühner und einige Wachteln sehen. Die Gastfreundschaft der russischen Falkner beeindruckte mich sehr, alle waren sehr offen und herzlich zu mir, fragten viel über die Jagd und Falknerei in Deutschland, aber auch über mein Studium. Falknerei verbindet und so habe ich eine weitere Einladung zum Beizen erhalten. Ein riesengroßes Dankeschön gilt Natalia, die mir dieses Erlebnis ermöglichte. Die russische Weite, die unglaubliche Gastfreundschaft der Russen und der Wildreichtum werden mir sicherlich lange im Gedächtnis bleiben. In diesem Sinne- do swidanja und bis bald, ich hoffe, die wunderschönen weiten Ebenen Russlands noch einmal im Winter erleben zu können und erneut tolle Jagdflüge zu sehen.

 

Julia Kramer, LV Baden-Württemberg

 

 

 

Julia Kramer mit Wanderfalke

 

 

 

 

 

 

 

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